Historie
Die Entwicklung des SKS mit der Förderung des BMBF QuiS (II)
Präsentation
Die Geburt des Schülerkontaktstudiums – Ausgangssituation
Durch die Reduzierung der gymnasialen Schule auf 8 Jahre wird ein bereits seit langem bestehendes Problem an den Universitäten verschärft: Die Abiturient*innen bringen wenig praktische Erfahrung in der Verschriftlichung des angeeigneten Wissens mit. Die W-Seminare sind mit dem Ziel eingerichtet worden, dieses Defizit abzubauen. Obwohl sich in diesem Bereich bereits Fortschritte gezeigt haben, reichen die dafür vorgesehenen Zeitkontingente aber nicht aus. Schüler*innen sind daher bei Antritt ihres Studiums oft nicht in der Lage, Argumentationen über mehrere Seiten stringent und korrekt aufzubauen. Weiter fehlen – sicherlich eine Folge des Internets und auch des Umgangs mit Computern – immer mehr die Fähigkeiten der Anwendung von durchaus vermittelten Schlüsselqualifikationen, also der Umgang mit Bibliotheken, der Umgang mit Quellen, der Umgang mit wissenschaftlicher Literatur. Man spricht von „digitaler Demenz”, aber verkennt, dass die Schüler*innen durch die digitale Sozialisation durchaus über eine anders gelagerte, eher mit Bilder verknüpfte Qualifikation verfügen, die didaktisch genutzt werden kann.
Dies war im Wesentlichen der Befund, der für Prof. Dr. Boris Dreyer (Professur für Alte Geschichte) und dessen Mitarbeiter, Johannes Walter, sowie den Lehrkräften Frau Margit Preis (Adam-Kraft-Gymnasium Schwabach) und Herrn Sven Pflefka (Gymnasium Scheinfeld) der Ausgangspunkt für das war, was zum Schülerkontaktstudium wurde.
Das Pilotprojekt: Erste Phase 2013
Prof. Dr. Dreyer (Professur Alte Geschichte) und seine Mitarbeiter*innen sind in einem Pilotprojekt 2013 mit zwei Schulen im mittelfränkischen Umkreis, dem Adam-Kraft-Gymnasium Schwabach und dem Gymnasium in Scheinfeld, dieses Problem effektiv angegangen und unterstützten erstmals Schüler*innen pragmatisch bei der Abfassung ihrer W-Seminar-Arbeiten. Die FAU trat an die Schulen heran, um dabei zu helfen, die entstandene Lücke zu schließen und den Schüler*innen das wissenschaftliche Arbeiten näherzubringen. Dafür wurden mit den insgesamt 27 Schüler*innen der beiden W-Seminare mit dem Leitfach Geschichte folgende Elemente durchgeführt:
- 18. Juli 2013: Vierstündige Blockveranstaltung für zwei W-Seminare an der FAU:
Die Tutorin bzw. der Tutor ging u.a. auf die Seminararbeiten der Schülerinnen und Schüler individuell ein und besprach in Einzelgesprächen die Gliederungen und Probeseiten, die vorab eingesandt worden sind. Dieses Vorgehen setzte eine intensive Vorbereitung und Absprachen zwischen der Tutorin/dem Tutor und der Lehrkraft voraus. - 7. Oktober 2013: Insgesamt sechsstündige Blockveranstaltung für zwei W-Seminare an der FAU: Der Tutor bzw. die Tutorin vertiefte mit den Schülerinnen und Schülern die Methoden wissenschaftlichen Arbeitens u.a. mittels praktischer Übungen. Das Weitern wurden die Arbeiten der Schüler*innen nochmals besprochen und den Schüler*innen Anhaltspunkte für den stilistischen Feinschliff an die Hand gegeben.
Das Pilotprojekt: Zweite Phase 2014
Im zweiten Durchgang des Schülerkontaktstudiums 2014 waren es bereits sieben W-Seminare aus sechs mittelfränkischen Gymnasien, die das Angebot der FAU wahrnahmen. Das Konzept des Schülerkontaktstudiums wurde mit Hilfe der praktischen Erfahrungen der Veranstaltungen des Vorjahres optimiert und erweitert, sodass sich die W-Seminare 2014 an drei Terminen an der FAU einfanden, um von studentischen Tutorinnen und Tutoren bei ihrem wissenschaftlichen Arbeiten begleitet zu werden. Thematisch wurden die einzelnen Einheiten wie folgt durchgeführt. Das ausdifferenzierte inhaltliche Konzept, dass erstmals 2014 verwirklicht wurde, bildet die Grundlage für das Programm des derzeit laufenden Durchgangs des Schülerkontaktstudiums:
- 28. März 2014: Vierstündige Veranstaltung in den Räumen der FAU zu folgenden Themen:
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- Einführung in die wissenschaftlichen Arbeitsweisen der jeweiligen Disziplinen
- Quellen und Literatur
- Kriterien für eine gute wissenschaftliche Arbeit
- Das Exposé: Funktionen, Aufbau und Bestandteile eines Exposés, Kriterien für ein gutes Exposé.
- Praktische Übungen zum Zitieren
Auf freiwilliger Basis bestand für die einzelnen Seminare vor dem offiziellen Beginn des Schülerkontakttages die Möglichkeit einer Führung durch die jeweiligen Institutsbibliotheken, soweit diese sich in räumlicher Nähe zum Veranstaltungsort befanden.
- 21. Juli 2014: Vierstündige Veranstaltung in den Räumen der FAU zu folgenden Themen: Von den jeweiligen Tutor*innen wurden folgende Inhalte vermittelt und erarbeitet:
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- Der Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit
- Vertiefung der Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens durch praktische Übungen u.a. zu Zitation und dem Umgang mit Literatur
Parallel gingen die Tutor*innen u.a. auf die Seminararbeiten der Schüler*innen individuell ein und besprachen in Einzelgesprächen vorab eingesandte Exposés, Gliederungen, Probeseiten, Literaturverzeichnisse etc. Dieses Vorgehen setzte eine intensive Vorbereitung und Absprachen zwischen den Tutor*innen und den Lehrkräften voraus.
- 29. September 2014: Vierstündige Veranstaltung in den Räumen der FAU mit folgenden Inhalten:
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- Stilistischer Feinschliff einer wissenschaftlichen Arbeit
- Zu den Formalia einer wissenschaftlichen Arbeit
- Erstellung einer Bibliographie
- Die wissenschaftliche Präsentation.
Parallel fanden individuelle Einzelgespräche zwischen Tutor*innen und Schüler*innen statt. In diesen wurden, wie im Juli, eingesandte Vorarbeiten besprochen.
Die Entwicklung des Schülerkontaktstudiums im Überblick
Die Pilotphase 2013-2014
Das Schülerkontaktstudium startete 2013 als Pilotprojekt mit zwei W-Seminaren (Leitfach: Geschichte). Die Schüler*innen des Adam-Kraft-Gymnasiums Schwabach und des Gymnasiums Scheinfeld nahmen mit ihren Lehrkräften, Frau Preis und Herrn Pflefka, die zusammen mit Prof. Dreyer (Professur für Alte Geschichte) und Herrn Walter das Konzept des Schülerkontaktstudiums entworfen hatten, am ersten Durchlauf (18. Juli und 7. Oktober 2013) an der FAU teil.
Am zweiten Durchlauf des Schülerkontaktstudiums, der im März 2014 begann, und anstelle von zwei nun drei Blockversanstaltungen im Jahr umfasste, wurde das Angebot von bereits von sechs mittelfränkischen Gymnasien mit insgesamt sieben W-Seminaren wahrgenommen. Auch das Fächerspektrum wurde der Nachfrage entsprechend erweitert: Neben dem Leitfach Geschichte wurde das Angebot um die Fächer Englisch und Altgriechisch erweitert.
Die Entwicklung 2015-2017
Der Bedarf und der Erfolg des Konzeptes zeigt sich durch die große und stetig steigende Zahl an teilnehmenden W-Seminaren aus verschiedenen, vornehmlich mittelfränkischen, Gymnasien: Im dritten Jahr – 2015 – erlebte das Projekt einen sprunghaften Anstieg auf insgesamt 19 teilnehmende W-Seminare (von elf Gymnasien), wobei folgende zehn Leitfächer vertreten waren: Englisch, Deutsch, Geographie, Geschichte, Informatik, Latein, Religion, Sozialkunde, Sport und Wirtschaft & Recht.
2016 wurden 20 W-Seminare mit acht unterschiedlichen Leitfächern (Englisch, Deutsch, Geschichte, Latein, Religion, Sozialkunde, Sport und Wirtschaft & Recht) von unseren 40 studentischen Fachtutor*innen betreut, wobei für die Schülerinnen und Schüler dieses Durchgangs erstmals die Möglichkeit bestand, für ihre W-Seminararbeit im Rahmen des Schülerkontaktstudiums ausgezeichnet zu werden. Aus den insgesamt 37 eingesandten Arbeiten wurden im Rahmen der Auftaktveranstaltung der neuen SKS-Runde im Februar 2017 die drei besten W-Seminararbeiten prämiert. Neben einer Urkunde und Sachpreisen erhielten die prämierten Schüler*innen die Möglichkeit, ihre Arbeiten auf unserer Homepage zu veröffentlichen.
Für den Durchgang 2017 ist wiederum eine deutliche Erweiterung der teilnehmenden W-Seminare, wie auch der verschiedenen Fächer zu verzeichnen gewesen, sodass aktuell 31 W-Seminare mit insgesamt über 420 Schülerinnen und Schülern aus 12 mittelfränkischen Gymnasien teilnehmen. Neben den Leitfächern Englisch, Deutsch, Geographie, Geschichte, Latein, Religion, Sozialkunde, Sport und Wirtschaft & Recht, sind erstmals auch Französisch und Kunstgeschichte, sowie aus dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich die Fächer Biologie, Mathematik und Physik vertreten.